Die Wege der Altkleider

19.11.2013

Die Wege der Altkleider

Meist ist nicht sofort ersichtlich, wem die Altkleiderspenden zugute kommen, die in den öffentlich aufgestellten Containern landen. Doch auch wenn oft große Recycling-Unternehmen dahinterstecken, können soziale Organisationen davon profitieren.

Mittleres Kinzigtal. Die Vorstellung, dass die Jacke, die man in den Altkleidercontainer wirft, einem Benachteiligten in der Nachbarschaft durch den Winter hilft, ist überholt. Der Handel mit Altkleidern ist zu einem lukrativen Geschäftszweig geworden. Doch schlecht ist deswegen noch lang nicht alles. Als Spender hat man immer noch Möglichkeiten, zu helfen. Man muss nur genau hinsehen, wie das Beispiel Haslach zeigt, wo derzeit 14 Altkleidercontainer stehen.

Die Befürchtung der Spender sieht meist so aus: Soziale Organisation gibt ihren guten Namen her und windige Unternehmen machen damit den großen Reibach. In der Tat leeren die Kolpingsfamilie und die Johanniter ihre Container, die zum Beispiel an der Markthalle stehen, nicht selbst. »Dazu hätten wir gar nicht die Ressourcen. Wir haben ja keine eigene Kleiderkammer«, erzählt Heinrich Stöhr, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Haslach.

Hinter den Johannitern steht Humana, hinter dem Kolpingswerk und dem Deutschen Roten Kreuz die Terec GmbH. Je nach Vertrag bekommen die sozialen Organisationen von den Recycling-Unternehmen einen unterschiedlich großen Betrag für ihre namentliche Beteiligung. Diese Gelder seien wichtig für die Arbeit vor Ort. »Unser soziales Engagement, zum Beispiel die Bastelnachmittage und das Bewerbertraining, finanzieren wir zum großen Teil aus diesen Altkleiderpauschalen «, so Stöhr.

Arbeitsplätze geschaffen

Keine 50 Kilometer von Haslach entfernt werden die Textilien bei der Firma Terec in Renchen sortiert. Das Unternehmen, Mitglied des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung, schuf damit 20 Arbeitsplätze in der Region. Über Subunternehmer sind weitere 20 Personen beteiligt. »Wir sind ein Fachbetrieb. Sortiert wird bei uns per Hand in über 250 Kategorien. Die guten Sachen verkaufen wir zumeist an Großabnehmer unter anderem in Süditalien, Spanien, aber auch Afrika und Osteuropa «, erzählt Betriebsleiter Udo Freudling während er durch die Betriebshallen führt. »In Afrika ist besonders bunte Kleidung beliebt, im arabischen Raum schlichtes Weiß, in Süditalien stoßen zum Beispiel Schürzen auf Interesse.« Für die Zusammenarbeit mit den sozialen Organisationen bietet das Unternehmen verschiedene Modelle an. »Wir hatten schon Fälle, in denen Organisationen uns bitten, auf spezielle Stücke zu achten, die sie dann selbst übernehmen wollen.«

Während Kolpingsfamilie und DRK auf das Gesamtpaket der Recyclingfirmen setzen, geht die Neue Arbeit Lahr GmbH (NAL) einen anderen Weg. Die drei Container an der Ecke Linden-/Buchenstraße und der am Bahnhof werden selbst ausgeleert. Die gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft berät, vermittelt und unterstützt Arbeitslose. Durch die Entleerung der Container wurden bisher sieben sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Einer dieser Fahrer ist Anton Tadic. »Die drei Container am Netto- Markt gehören zu den besten, die wir haben. Sie sind sauber und die Spenden sind in der Regel von guter Qualität«, sagt er.

Von den rund 40 Tonnen Textilien, die die NAL sammelt, kann sie ungefähr drei Tonnen selbst sortieren. Die guten Sachen werden in den NALSecondhandläden in Lahr und Hausach verkauft, der Rest geht ebenfalls an ein Recyclingunternehmen. »In unserer Arbeit ist uns Nachhaltigkeit besonders wichtig, darum haben wir uns einen Verwerter gesucht, der dem Dachverband FairWertung angehört«, so Geschäftsführer Djahan Salar. Rein gewerbliche Sammlungen bekommen von der Stadt Haslach keine Genehmigung zur Aufstellung von Containern. Doch wenn es sich um Privatgelände handelt, hat die Stadt keinen Einfluss. So findet man im Spießacker drei Container der Textilrecycling Thomas Doll GmbH, die mit Edeka zusammenarbeitet.

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Quelle: Mittelbadische Presse, Loryn Pörschke