Das Geschäft mit den Lumpen

17.12.2013

Das Geschäft mit den Lumpen

Wer seine alten Kleider spendet, mag denken, er tut was Gutes - doch dubiose Sammler drängen in den Markt und lassen die Preise explodieren

Udo Freudling greift nach einer originalverpackten im 50er-Jahre-Look - Modell "Moni". Ein prüfender Blick, eine knappe Erklärung: "Die geht nach Afrika. Daraus machen die Kaffeefilter." Freudling wirft sie zurück zu den anderen Feinstrumpfhosen - und zieht aus dem Gitterwagen daneben ein Stück graubraunes Fell hervor. "Hase", vermutet er, und erklärt. "Echtes Fell wird in der Modeindustrie weiterverabeitet." Dann geht er zu einem Kleiderstapel ganz hinten in der Ecke. Dort liegt ein Haufen geblümter Oma-Schürzen. Schwungvoll zieht Freudling eine herunter. "Süditalien", ruft er. Und fügt die Erklärung gleich an: "Tomatensauce." Udo Freudling braucht nicht viele Worte, wenn er über seine Arbeit spricht.

Gebrauchte Textilien sammeln, sortieren, weitervertreiben: Was nach Motten, Mief und Mildtätigkeit klingt, das ist längst ein globales Geschäft. Hart umkämpft und umstritten. Udo freudling ist Teil dieses Geschäfts - als Kaufmännischer Leiter der Terec GmbH in Renchen in der Ortenau. Das mittelständische Unternehmen kümmert sich seit 1999 um das Recycling von Textilien und Schuhe. "Wir arbeiten vor allem mit den karitativen Organisationen zusammmen", erklärt Freudling. Die Firma stellt dem roten Kreuz, dem Kolpingwerk und anderen insgesamt 1800 Altkleidercontainer zur Verfügung - verteilt von der Schweizer Grenze bis nach Mannheim. Zweimal pro Woche leert Terec den Großteil der Container. 40 Tonnen Textilien gelangen so pro Tag nach Renchen und werden hier von Hand sortiert.

Im Sekundentakt greifen die Arbeiterinnen in den Hallen nach den Kleidungsstücken. Ein routinierter Blick, prüfend wenden, dann ab in einen der grünen Gitterwägen. Die braune Kordhose rechts zu den anderen Hosen. Der Cowboyhut in Deutschlandfarben - zu den Flohmarktartikeln. Ein Teddy - zum Spielzeug. Hellblaues Sweatshirt, feucht - in den Müll. Ein einzelner Schuh - Freudling zögert. „Die werden nach Afghanistan verschifft", sagt er und sucht nach Worten. „Leider gibt es immer noch viele Minenopfer."

Die Arbeiterinnen bei Terec sortieren die Altkleider in 250 verschiedene Kategorien. Eines der Produkte: Jeans mit zerrissenen Hosenbeinen. „Ein Kunde von uns lässt die zu Shorts umarbeiten", sagt Freudling und lobt die ökologischen Vorteile von Textilrecycling. Eine neue Jeans aus Baumwolle schluckt in der Herstellung durchschnittlich 20 000 Liter Wasser. Etwa ein Viertel der weltweit eingesetzten Pestizide landet auf Baumwollfeldern. Aus Sicht der Umwelt ist die Verwertung von Altkleidern eine gute Sache, sie schont die Ressourcen.

Auch Textilien, die nicht mehr als Kleidung taugen, kommen in Renchen zu neuer Bestimmung: „Verwaschene, große T-Shirts aus saugfähigem, nichtsynthetischen Material zerschneidet einer unserer Kunden zu Putzlappen", erzählt Freudling. In der Autoindustrie wird aus Textilresten Dämmmaterial: Altkleiderfasern isolieren den Autoinnenraum oder dämpfen die Motorgeräusche.

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Quelle: Badische Zeitung, Nikola Vogt, Karen Bauer